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22.05.2016
Richard Wagner Kongress in Straßburg
Vom 05. - 08. Mai 2016 folgten über 350 Gäste aus der ganzen Welt der Einladung zum Richard-Wagner Kongress nach Straßburg.
Richard Wagner Congress in Strasbourg 2016

Von Christian Ducor

Eine Vielzahl begeisterter Wagnerianer traf sich vom 5. bis 8. Mai 2016 in der früheren Hauptstadt des Elsass und dem heutigen Zentrum der Region „Grand Est“ im Herzen Europas.

Der Cercle Richard Wagner Strasbourg, von Louis Oster 1982 gegründet und dessen Vorsitzender er bis heute ist, hat mehr als 700 Mitglieder und ist somit einer der größten Verbände im Richard-Wagner-Verband International (RWVI).

Herrn Osters legendäre Dynamik garantierte, dass den Teilnehmern ein reichhaltiges Programm von ausgezeichneter Qualität und Originalität geboten wurde, das allen in guter Erinnerung bleiben wird.

Das Eröffnungskonzert im „Palais de Musique et des Congrès“ des Mühlhausener Symphonieorchesters unter dem Dirigat von Patrick Davin und einem Wagner-Programm einschließlich der Wesendonck-Lieder, gesungen von der Mezzosopranistin Anneke Luyten bot der Zuhörerschaft die Gelegenheit zu entdecken, wie eines der besten französischen Ensembles das völlig vertraute Repertoire interpretierte.

Der Kongress wurde von Frau Eva Wagner-Pasquier, der Enkelin des Komponisten und Botschafterin der Bayreuther Festspiele für die weltweiten Richard-Wagner-Verbände  und Präsident Horst Eggers mit einer großartigen Veranstaltung im Versammlungssaal des Europäischen Rates eröffnet. Die Eröffnungszeremonie wurde von musikalischen Einlagen begleitet. Dabei konnten sich die Teilnehmer an der Darbietung von Nathanael Tavernier, einem Stipendiaten des RWV Strasbourg erfreuen, dessen Talent die ganze Vitalität französischer Operntradition zur Schau stellte.

Der spirituell erhebendste Moment des Kongresses war zweifellos das Liszt-Wagner-Orgelkonzert mit Auszügen aus Parsifal in der alten Kathedrale von Strasbourg, ein UNESCO-Weltkulturerbe mitten im Herzen der Altstadt. Die Wagner-Liebhaber aus aller Welt werden diese magischen Momente, die der weltberühmte Organist Michael Bartek schuf, sicherlich nie vergessen.

Professor Mathieu Schneider von der Universität Strasbourg brachte in seinem Vortrag die Qualität der französischen wissenschaftlichen Forschung zur Geltung. Er ist einer der Top-Spezialisten für Wagner, der den Katalog „Aus gallischer Sicht“ 2013 anlässlich der Richard-Wagner Ausstellung zur französischen 200-Jahrfeier kuratierte und schrieb.

Nach einem Empfang der Stadt Strasbourg in der „cité de la musique et de la danse, bei dem sich Schlichtheit und Freundschaft in wahrer französischer Eleganz paarten, bot das Opernstudio unter der Leitung von Vincent Monteil eine konzertante Aufführung von Donizetti’s Oper Die Favoritin nach Klavierauszügen von Richard Wagner – ein denkwürdiges Ereignis von großem Unterhaltungswert.

Den Abschluss des Kongresses bildete die französische Erstaufführung Wagners Liebesverbot oder Die Novizin von Palermo unter der Regie von Marianne Clement und dem Dirigat von Constantin Trinks. Die Aufführung war ein großer Erfolg und wurde vom Publikum in der ausverkauften „Opera national du Rhin“, einem der ältesten Opernhäuser Frankreichs begeistert gefeiert. Sie zeugte wieder einmal von der Meisterschaft französischer Musiker im Wagner-Fach.

Der Kongress bot auch vielen die Möglichkeit, die Schönheit der Stadt Strasbourg mit ihren umliegenden Dörfern und zauberhafter Landschaft einschließlich der berühmten elsässischen Weinberge zu entdecken. Vielen war die Fülle touristischer Attraktionen dieser Gegend bereits bekannt und war ihnen wieder ein großes Vergnügen.

Last not least hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die wunderbare regionale französische Küche zu genießen, die auch ohne Froschschenkel zu den besten der Welt zählt und zum Welterbe gehört.

Der Kongress war ein Musterbeispiel für ein ausgewogenes Programm, ausgezeichnete Organisation und kultivierte Unterhaltung. Wir sagen Dank an Präsident Louis Oster und den Cercle Richard Wagner Strasbourg für dieses schöne Beispiel französischer Genialität.

Nach Lyon 1991 und Bordeaux 1997 bewies Strasbourg 2016 ein drittes Mal, dass Wagner zwar Deutscher war, der Wagnerismus aber sehr Französisch!