© Simo Blöchel, Götterdämmerung, Würzburg

Vergangene Kongresse

2019
Venedig
VENEDIG KONGRESS 28. November – 2. Dezember 2019    RWVI

Der diesjährige Kongress sprengte den üblichen Rahmen in vielerlei Hinsicht und bot den Teilnehmern einzigartige und unvergessliche Erlebnisse in der magischen Umgebung der Serenissima – mit Konzerten an unvergleichlichen Orten wie dem La Fenice, dem Ateneo Veneto, und der  Kirche von San Vidal, eine fabelhafte Produktion von Don Carlo in La  Fenice,  Abendessen in klassischer venezianischer Pracht im Ca'  Vendramin  Calergi, im La  Fenice oder im Palazzo Pisani. Wir entdeckten Geheimnisse der Stadt selbst und erlebten künstlerische Höhepunkte, freuten uns aber aber eben auch, wieder einmal die angenehme jährliche Gelegenheit zu haben, sich mit Wagner-Freunden zu treffen und neue Wagner Freunde kennenzulernen, und unsere gemeinsame Leidenschaft für den Meister und seine Werke zu feiern. Der Kongress sollte sich wie ein warmherziges Familientreffen anfühlen, und das ist hier gelungen!

Wir begannen mit einem feinen Konzert im La Fenice. Der scheidende Präsident Horst Eggers betonte in seiner Begrüßung die starke Verbindung zwischen Wagner und Venedig, der Stadt, in der er starb. Horst Eggers begrüßte die vielen Teilnehmer und unsere besonderen Gäste Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier.  Er wies auf die besondere Beziehung Venedigs zu den Bayreuther Festspielen hin, die von Professor Giuseppe Pugliese, dem ehemaligen Vorsitzenden der Wagner-Gesellschaft (RWA) Venedig, und Dieter Mronz, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Bayreuth, initiiert wurde.  Dieser Kongress war ein Beweis für die Konstanz und Innigkeit dieser Beziehung. 

Sowohl Katharina Wagner als auch Eva Wagner-Pasquier beehrten den Kongress mit ihrer Teilnahme und blieben bis zum Abschlussdiner.

Fortunato Ortombina, der Intendant des Teatro La Fenice, in dem in den kommenden Tagen so viele schöne Veranstaltungen stattfinden sollten, hielt dann eine Begrüßungsrede für die Teilnehmer.

Das Konzert mit dem Titel "Concerto per Cosima" bot eine feine Aufführung von Wagners weniger bekannter Symphonie in C-Dur, dargeboten vom Orchestra del Conservatorio  Benedetto Marcello di Venezia, unter der Leitung des talentierten jungen Dirigenten und Pianisten Levente  Kalman  Török, Bayreuther Stipendiat des ARW Venedig im Jahr 2015 und jetzt erster Kapellmeister am Theater Ulm. Anlässlich Cosimas 45. Geburtstag hatte Richard Wagner diese Symphonie als Überraschungsgeschenk im La Fenice für Cosima dirigiert. Es war sein letztes Dirigat.

Im zweiten Teil war die junge Gewinnerin des jüngsten RWVI International Singing Competition for Wagner Voices, Jessica Elevant, zu erleben. Sie trug die Wesendonck-Lieder vor, begleitet vom Orchester. Das Eröffnungsessen in der "Casa Wagner" - Ca' Vendramin Calergi beendete den Abend festlich.

Am nächsten Morgen nahmen die Präsidenten und ihre Nominierten an der jährlichen Delegiertenversammlung des RWVI teil, an der 105 stimmberechtigte Delegierte sowie eine Reihe nicht stimmberechtigter Teilnehmer teilnahmen.  Das Treffen fand ebenfalls in Ca' Vendramin Calergi statt. 

Da der jetzige Vorstand seine fünfjährige Amtszeit erfüllt hatte, stand die Vorstandswahl auf dem Programm.  Nach den Verleihungen des „Goldenen W“ an langjährige Vorsitzende  der Wagner-Gesellschaften und der Einführung neuer Vorsitzende sowie den üblichen Berichten des scheidenden Präsidenten, Schatzmeisters, Rechnungsprüfers und Geschäftsführer der Stipendienstiftung war es Zeit für die Wahlen.

Andreas Lösch, RWV Bonn wurde ordnungsgemäß gewählt, um den Wahlprozess zu leiten, und wurde von Prof. Eva Märtson, Christian Stürzl-Moitz, Dr. Albin Lütke und Gerti Kunze unterstützt.

Nachdem die beiden Präsidentschaftskandidaten eine kurze Rede gehalten hatten, fand die Wahl zum Präsidenten statt, die von Rainer Fineske gewonnen wurde. Anschließend wurden die weiteren Vorstandsmitglieder gewählt. Die Ergebnisse können auf unserer Website eingesehen werden.

Später am Nachmittag fand am selben Ort das Symposium "Eine Hommage an Wolfgang Wagner 1919-2019" statt.

Der erste Teil beinhaltete einen Vortrag von Dr.  Oswald Georg Bauer, dem Autor von "Die Geschichte der Bayreuther Festspiele 1850-2000" (Deutscher Kunstverlag 2016), der einen tiefen Einblick in Wolfgang Wagners Arbeit für die Bayreuther Festspiele gab, sowohl als Regisseur wie auch Festspielleiter. Dr. Bauer war ab 1976 ein enger Mitarbeiter von Wolfgang Wagner.

Auf Dr. Bauers Vortrag folgte ein ausführliches Gespräch zwischen Katharina Wagner, der Leiterin der Bayreuther Festspiele, und dem Journalisten Manuel Brug („Die Welt“) statt, in dem Katharina sehr offen über ihre Beziehung zu ihrem Vater und  über  das Aufwachsen im Festivalmilieu sprach.

Der Abend wurde mit einem Konzert in La Fenice "Amore e Morte a Venezia" fortgesetzt, bei dem Auszüge aus Wagners Tagebüchern von einem Schauspieler vorgelesen wurden, der sich auf Szenen aus den beiden großen Opern von Liebe und Tod, die Walküre und Tristan und Isolde, konzentrierte, die in Teilen in Venedig komponiert worden waren. Junge aufstrebende  Sängerinnen und Sänger präsentierten die Szenen, darunter Daniela Köhler, die Brünnhilde in Siegfried im neuen Bayreuther Ring 2020 und Bayreuther Stipendiatin aus Karlsruhe, begleitet vom Dirigenten Levente Kalman Török am Klavier.

Am nächsten Morgen hatten die Delegierten die Gelegenheit, an der feierlichen Eröffnung der Ausstellung "Richard Wagner: l'ultimo soggiorno." im Richard-Wagner-Museum in Ca' Vendramin Calergi teilzunehmen, das in den Räumen untergebracht ist, in denen Wagner während seines letzten Besuchs in Venedig lebte, und wo er schließlich starb.

Die Vernissage fand vor einer hochkarätigen Podiumsdiskussion aus Vertretern der Verwaltung des Kulturbehörde der Stadt und der Stiftung Richard Wagner Museum sowie Vertretern des RWVI, der Bayreuther Festspiele und der Familie Wagner statt. Die Stiftung wurde auf Initiative von Professor Alessandra Althoff-Pugliese, Präsidentin des ARW Venedig, gegründet, um die offizielle Anerkennung als Museum in Venedig zu erwirken und damit die Bewahrung für die Zukunft zu gewährleisten. Auf dem Budapester Kongress war einstimmig dem Antrag stattgegeben worden, das Museum in Ca' Vendramin Calergi zu erhalten, und der RWVI ist ein Gründungsmitglied der Stiftung.

Das Gremium bestand aus Professor Althoff-Pugliese, Präsident der Museumsstiftung, Dr. Peter Gloystein, Vizepräsident der Museumsstiftung, Maurizio Crovato vom Stadtrat von Venedig (als Vertreter des Bürgermeisters), Avv. Dr. Maurizio Salvalaio, Präsident der Casiné, Dottoressa Chiara Squarcina, Direktor des Palazzo Mocenigo (für das Museum Venedig Fondation-MuVe), Eva Wagner-Pasquier von der Familie Wagner, Dr. Stephan Specht vom Bayreuther Stadtrat, Nicolaus Richter, Präsident des RWV Bayreuth und Rainer Fineske, neuer Präsident des RWVI.

Es gab so viele Anmeldungen für diese Veranstaltung, dass sie zweimal durchgeführt werden musste, um die vielen Mitglieder die das Museum sehen wollten und sich über die Eröffnung freuten, unterzubringen.

An Abend sahen die Delegierten entweder eine beeindruckende Aufführung von Don Carlo in La Fenice oder das Wagner-Verdi-Konzert "Die Kraft des Schicksals" im Ateneo Veneto des Wagner Trios, gegründet von Orazio Sciortino, Bayreuth. Er war 2009 Stipendiat des ARW Venedig. Ein herrliches Abendessen im La Fenice folgte den musikalischen Ereignissen.

Am letzten Tag des Kongresses hatten die Delegierten die Möglichkeit, die Messe im Markusdom zu besuchen oder das Wagner-Museum zu besuchen.

Der Abend bot ein lebendiges Konzert in der Kirche San Vidal durch das lokale Orchester "Interpreti Veneziani", gegründet und geleitet von Paolo Cognolato, Bayreuth Stipendiat 1992 vom ARW Venedig, das eine mitreißende Aufführung mit Werken von Vivaldi, Mendelssohn, Wagner und Paganini bot.

Es folgte ein weiteres köstliches gemeinsames Essen im historischen Konservatorium der Musik.

Wir waren alle traurig, diese wunderschöne Stadt zu verlassen, die Schauplatz verheerender Flutschäden wenige Tage vor Beginn des Kongresses war, und wir waren uns alle einig, dass wir einen kleinen Teil unseres Herzens zurückgelassen haben.  Der Mut Venedigs und seiner Bürger, den Kräften der Natur zu trotzen, ist wirklich inspirierend.

Ein besonderer Dank gilt Professor Alessandra Althoff-Pugliese und ihrem Helferteam, die ein so beeindruckendes und reizvolles Programm für uns alle zusammengestellt haben um ihre Liebe zu Wagner und Venedig mit uns zu teilen.